Hannover (ots) – Das beste Orchester kann noch so schön aufspielen – wenn die akustische Qualität einer Spielstätte mangelhaft ist, leiden Klang und Interpretation. Gernot von Schultzendorff aus Hannover hat deshalb ein Verfahren entwickelt, mit elektronischer Beeinflussung die Akustik von Konzerträumen deutlich aufzuwerten. Musiker und Zuhörer klassischer Musik erfahren intensivere Konzerterlebnisse, Städten bieten sich völlig neue Möglichkeiten, mit geringem Aufwand ihre Spielstätten klanglich zu optimieren.
Viele Orchester und Dirigenten kennen das Problem: Auch bei brillanten Konzerten bleibt manchmal das Gefühl, dass sich die Schönheit des Klanges und die musikalische Energie trotz des großen Beifalls nicht vollständig auf das Publikum übertragen haben. Oft liegt dies an der Akustik der Konzertsäle. „Vor allem eine ungünstige Bauform, nachträgliche Umbauten oder einfach zu kleine Dimensionen für „große“ Akustik sind schuld an schlechten Klangverhältnissen. Gespielte Musik benötigt aber angemessenen Raumklang, um in ihrer ganzen Vielfalt zugänglich zu sein“, ist Gernot von Schultzendorff überzeugt. Der langjährige Tonmeister der Deutschen Grammophon Gesellschaft weiß nach Akustiktests in hunderten von Sälen genau, worauf es dabei ankommt.
„Raumklang setzt sich aus Reflexionen und Nachhall zusammen. Wohldimensionierter Nachhall ist imstande, die Musik zu tragen und für das Publikum erfahrbar zu machen. Zudem verleiht ein lebendiger Nachhall eine sinnliche Komponente“, schwärmt der studierte Musiker. Hinzu kommen idealerweise noch optimal passende Klangreflexionen von den Wänden – oder leider nicht, so wie bis vor kurzem in der Stadthalle und dem Deutschen Theater in Göttingen, den Spielorten des Göttinger Symphonie Orchesters. Der Chefdirigent des 63-köpfigen Ensembles, Christoph-Mathias Mueller, bat deshalb den hannoverschen Klangexperten mit dem feinen Gehör um Rat und verschaffte ihm so den ersten großen Auftrag. Über Monate und mehrere Konzerte feilte man gemeinsam an der Optimierung des Raumklangs in Göttingen. Dazu stellte der 55-jährige Tonmeister zunächst „akustische Abdrücke“ der Säle her: Mit vier Mikrofonen nahm er die Konzerte auf und reicherte das vorhandene akustische Bild per Computer um zusätzliche Reflexionen und optimierten Nachhall an. Diese werden allerdings nicht direkt auf das Publikum gerichtet, sondern „live“ während des Konzerts über kleine Lautsprecher an den Saal zurückgegeben und entfalten dort ihre Wirkung. Das Ergebnis begeisterte den Chefdirigenten: „Schönheit und Schmelz des Klanges werden gesteigert. Die Musiker reagieren sofort auf die verbesserte Akustik, und die Zuhörer werden von natürlich wirkendem Raumklang umgeben“, so Mueller.
Die „akustische Formung“ lässt sich auf die meisten Säle und unterschiedlichste Orchester-Besetzungen anwenden. Je nach Anforderungen ist die Apparatur, zu der neben Mikrofonen und Lautsprechern ein PC und ein Wandler gehören, entweder fest installierbar oder transportabel. Besonders interessant ist das System auch für Orchester, die wegen Sanierungen oder Schließungen von Sälen in Ausweichquartieren spielen müssen. Der Unternehmensgründer ist von seiner Erfindung überzeugt: „Ich biete Städten und Kommunen die beste Möglichkeit, mit klangoptimierten Spielstätten aus ihren Gegebenheiten das Maximale herauszuholen.“ Denn verglichen mit anderen, deutlich teureren Verfahren nutzt die „akustische Formung“ eine andere akustische Wirkungsweise. Sie bietet so nicht nur einen besonders guten Klang, sondern erfordert auch sehr geringen technischen Aufwand. Außerdem ist sie um ein Vielfaches kostengünstiger als ein Um- oder Neubau.
Die regionale Wirtschaftsentwicklungsgesellschaft hannoverimpuls fördert saalakustik.de durch die Ansiedlungs- und Gründungsinitiative PlugWork. Die außergewöhnliche Geschäftsidee wird mit einem Jahr mietfreien Büroräumen im neuen Kreativ-Gründungszentrum HALLE 96 unterstützt. Seit Anfang Juli hat der Gründer dort seinen Firmensitz, in Nachbarschaft zu 40 weiteren kreativen Firmen, auch aus der Musikbranche: „Ein wunderbar dynamisches und inspirierendes Umfeld“, freut sich von Schultzendorff. Zuletzt unterstützte Plug Work die Teilnahme von saalakustik.de als Partner auf dem Deutschen Orchestertag 2012 in Berlin, wo gleich zehn Orchester Interesse an einer „Live-Demonstration“ bekundeten. 2013 soll das Angebot von saalakustik.de auch neuen Zielgruppen zugutekommen: Es ist bereits eine Opernversion der „akustischen Formung“ in der Entwicklung. Zudem ist eine Kooperation mit einem Akustiker geplant.
Der Ansiedlungs- und Gründungswettbewerb PlugWork gibt guten Geschäftsideen ein Jahr gezielte Unterstützung beim Start in Hannover. Neben mietfreien Büro- oder Arbeitsflächen im unmittelbaren Branchenumfeld profitieren innovative Start-ups wie Klangveredler von Schultzendorff von persönlichem Coaching und maßgeschneiderten Beratungspaketen.
Infos unter www.hannoverimpuls.de/plugandwork
Orginal-Meldung: