Die Welt der Telekommunikation

Notruf-App für Menschen mit Hörschädigung

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Oft genug wird über die Technik mit ihren scheinbar unnützen Neuentwicklungen geschimpft. Es gibt aber Entwicklungen, die sollten auf alle Fälle bekannter gemacht und gefördert werden. Zu diesen Entwicklungen gehört ganz eindeutig die Notruf-App für Menschen mit Hörschädigung, eine Entwicklung des inzwischen mit seinem Studium fertigen Informatikstudenten Sascha Keuchel der Hochschule Worms.

Der Familienvater Sascha Keuchel steht mitten im Leben. Themen, die die Kinder mit nach Hause bringen, wie die Integration von Menschen mit Beeinträchtigung, ließen ihn nicht mehr los. Und so stieß er auf das Thema seiner Abschlussarbeit: die Entwicklung einer Notruf-App. Herr Keuchel bringt die moderne Technik, die auch von Menschen mit Hörschädigung genutzt wird, ins Spiel.

Er entwickelte ein Notruf-Meldesystem, das die Betroffenen vom Fax-Gerät unabhängig macht und einen direkten Kontakt zum Rettungsdienst herstellen kann. Bisher sind Menschen mit Hörschädigung bzw. Menschen mit Gebärdensprachkompetenz aber ohne Lautsprache zum Absetzen eines Notrufs noch immer auf ein Fax-Gerät angewiesen.

Sie müssen ihren Notruf schreiben, das Telefon nützt ja nichts. Ein Smartphone bietet da ganz neue Chancen, denn über eine in der App vorhandene Chatfunktion wird der Notrufdialog zwischen dem Menschen mit Hörschädigung und dem Rettungsdienst abgewickelt. Das Handy haben die Menschen immer dabei, was einen enormen Zuwachs an Mobilität und Unabhängigkeit von stationären Systemen mit sich bringt.

Foto: Hochschule Worms: v.l. Sascha Keuchel und Professor Ruhland diskutieren die Notruf-App
Foto: Hochschule Worms: v.l. Sascha Keuchel und Professor Ruhland diskutieren die Notruf-App

Funktionsfähiger Prototyp steht bereit
Das Konzept stellt in verblüffender Weise vorhandene Techniken und organisatorische Rahmenbedingungen in Verbindung mit Standard-Komponenten der modernen Kommunikationstechnik her.

Den Prototyp hat Herr Keuchel im Rahmen seiner Abschlussarbeit erstellt und getestet. Mit geringem Aufwand ließe sich ein flächendeckender Betrieb aufbauen. Niedrige Kosten machen diese App attraktiv, auch benötigt sie keine Software, lediglich ein Server müsste bereitgestellt werden.
Der Bedarf ist da, die Umsetzung ist noch ungeklärt

Die Demo-Version hat Keuchel im „Pfalzinstitut für Hören und Kommunikation“ in Frankenthal bereits vorgestellt und rannte mit dieser Entwicklung regelrecht offene Türen ein, eine weitere Einladung zum Studientag des Instituts am 26. Mai 2015 folgte und ca. 300 Interessierte und Angestellte verfolgten gespannt die Life-Demo. Begeisterung und großen Zuspruch erhielt Herr Keuchel für diese Idee.

Ebenso stieß das Konzept beim Rettungsdienst Vorderpfalz in Ludwigshafen auf Interesse und erhielt aus dem Fraunhofer Institut IESE / Projekt DENIT eine sehr positive Einschätzung, wie Professor Bernd Ruhland berichtet, der die Abschlussarbeit von Sascha Keuchel in der Hochschule betreut hat.

Die Begeisterung des Pfalzinstituts, das auch weiterhin gerne das Projekt unterstützt, zeigt deutlich, welche Erleichterung Herr Keuchels Entwicklung den Betroffenen bringen könnte. Die Menschen müssen zeitgemäß angesprochen werden und die technischen Möglichkeiten, die sowieso schon genutzt werden, sollten dazu beitragen, dass mehr Unabhängigkeit geschaffen werden kann. Ein Zuwachs an Freiheit und Selbstbestimmung ist gerade für junge Menschen mit Beeinträchtigung enorm wichtig.

Letzte Schritte
Professor Bernd Ruhland, Dekan des Fachbereichs Informatik an der Hochschule Worms, wünscht sich für diese Entwicklung eine Zukunft. Es fehlt nur noch ein halbes Jahr Arbeit, die Herr Keuchel gerne dafür investiert. Nur kann er sich als Vater von drei Kindern nicht erlauben, das alles nebenher zu machen.

Ein Anmeldeprozess muss noch in das System integriert werden, die lange Testphase ist vorzubereiten und der Durchführungsprozess und die Pflege sind zu gewährleisten. „Die konzeptionelle Gangbarkeit ist belegt und Sascha Keuchel hat die Durchstich-Realisierung lauffähig umgesetzt. Der Bedarf ist auch da, das System ist extrem kostengünstig, da wäre es zu schade, wenn diese Entwicklung in der Schublade landen würde“, merkt Professor Ruhland an.

Quelle: Hochschule Worms

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