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DIVSI Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet

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Bonn/Hamburg (ots) – Digitaler Graben zwischen „Onlinern“ und „Offlinern“ muss neu gezogen werden / 74 Prozent erwarten, dass Staat und Wirtschaft für Sicherheit im Internet sorgen / Studie offenbart Dilemma zwischen Sicherheitsbedürfnis und Freiheitswunsch der Internet-Nutzer

Rund 27 Millionen Menschen in Deutschland leben komplett oder nahezu komplett ohne Internet. Damit sind hierzulande fast doppelt so viele Personen offline wie bislang angenommen. Das ist das zentrale Ergebnis der heute in Berlin vorgestellten „DIVSI Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet“. Im Auftrag des Deutschen Instituts für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) hat das SINUS-Institut insgesamt 2.047 Menschen bevölkerungsrepräsentativ in einer computergestützten Face-to-Face-Umfrage zu deren Einstellungen in Bezug auf Vertrauen und Sicherheit im Internet sowie zu deren individuellem Internet-Nutzungsverhalten befragt. DIVSI-Direktor Matthias Kammer: „Die Studie beschreibt den Zustand unserer Internet-Gesellschaft präziser, als dies jemals zuvor geschehen ist.“

Die bundesweite Untersuchung zeigt, dass fast 40 Prozent der Menschen in Deutschland Digital Outsiders sind. Dies sind nicht allein Menschen ohne technischen Zugang zum Internet. Vielmehr gehören dazu auch jene, die zwar theoretisch über einen Internet-Anschluss verfügen könnten, im Umgang mit dem Internet jedoch stark verunsichert sind und dieses daher so gut wie bzw. überhaupt nicht nutzen. Rund 41 Prozent (28 Millionen Menschen) bezeichnet die Studie hingegen als Digital Natives. Diese sind mit dem Internet groß geworden und haben es voll in ihr Leben integriert. Als dritte Gruppe wurden schließlich Digital Immigrants identifiziert (20 Prozent bzw. rund 14 Millionen Menschen). Sie begrüßen einerseits den kommunikationstechnischen Fortschritt und nutzen das Internet gezielt für ihre Zwecke. Andererseits nehmen sie auch die negativen Folgen des Digitalisierungsprozesses wahr, sind im Internet eher misstrauisch, skeptisch und defensiv unterwegs. Sie beobachten den Trend zunehmender Offenlegung der Privatsphäre in sozialen Netzwerken mit Sorge.

Digitale Gesellschaft doppelt gespalten

Die DIVSI Milieu-Studie identifiziert zudem zwei signifikante Gräben, die unsere digitale Gesellschaft spalten. Bislang wurde in den Diskussionen davon ausgegangen, dass diese allein durch den Graben zwischen „Onlinern“ und „Offlinern“ gespalten sei. Eine auf technisch online oder offline beschränkte Unterscheidung spiegelt die Realität jedoch nicht richtig wider. Viel entscheidender ist, wie die Menschen das Internet tatsächlich nutzen.

Der erste Graben trennt die Digital Outsiders auf der einen von den Digital Immigrants und den Digital Natives auf der anderen Seite. Die Digital Outsiders sind entweder offline oder stark verunsichert im Umgang mit dem Internet. Das Internet stellt für sie eine digitale Barriere vor einer Welt dar, von der sie sich ausgeschlossen fühlen und zu der sie keinen Zugang finden.

Der zweite Graben verläuft zwischen den Digital Natives auf der einen Seite und den Digital Immigrants und den Digital Outsiders auf der anderen Seite. Die Digital Natives begreifen das Internet als Teil ihres Lebensraums, in dem sie sich frei und ganz selbstverständlich bewegen. Für sie stellt die digitale Welt einen wesentlichen Teil des Lebens dar. Sie stehen ihr sehr positiv gegenüber und können nicht nachempfinden, dass sich die anderen Gruppen im Internet nicht ebenso zuhause fühlen.

Jeder Dritte glaubt an völlige Sicherheit im Internet

Die „DIVSI Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet“ offenbart noch einen weiteren wichtigen Ergebnis-Komplex mit zwei wesentlichen Aspekten:

Zum einen geht es um unterschiedliche Verantwortungskonzepte in Bezug auf die Internet-Nutzung. Fast drei Viertel der Deutschen (74 Prozent) erwarten, dass Staat und Wirtschaft aktiv für Sicherheit im Internet sorgen. 26 Prozent (mehrheitlich Digital Natives) lehnen dagegen jegliche Einmischung ab. Sie sehen die Verantwortung beim Nutzer und sind überzeugt, alles selbst im Griff zu haben.

Zum anderen gibt es in der Bevölkerung unterschiedliche Überzeugungen bei der Frage, wie sicher das Internet überhaupt sein kann. Etwa ein Drittel aller Internet-Nutzer glaubt, dass es im Netz völlige Sicherheit geben kann. Rund die Hälfte der User ist hingegen überzeugt, dass dies nicht möglich ist. Alle übrigen Befragten konnten zu der Frage keine klare Position beziehen.

Studie offenbart politisches Dilemma

Die Studien-Ergebnisse machen eines deutlich: Zur Steigerung von Vertrauen und Sicherheit im Internet steht die deutsche Politik vor dem Dilemma, diametrale Sicherheitsbedürfnisse befriedigen zu müssen. Matthias Kammer: „Die DIVSI Milieu-Studie verdeutlicht erstmals das Spannungsfeld zwischen den verschiedenen Gruppen. Wer sich im Internet nicht auskennt, fordert Schutz, doch wer sich sicher fühlt, wünscht Freiheit. Die große gesellschaftspolitische Herausforderung liegt also darin, diese unterschiedlichen Welten zu versöhnen.“

Über DIVSI

DIVSI ist ein gemeinnütziges Institut mit Sitz in Hamburg, gegründet und gefördert von der Deutschen Post. Das Institut ist uneingeschränkt frei in seiner Tätigkeit.

DIVSI versteht sich als Forum, das einen offenen und transparenten Dialog zu mehr Vertrauen und Sicherheit im Internet organisiert und mit neuen Aspekten belebt. Das Institut fördert die Vernetzung zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Gesellschaft und Politik und will so mithelfen, potenzielle Risiken bei der elektronischen Kommunikation und Transaktion zu untersuchen und zu analysieren.

Die „DIVSI Milieu-Studie zu Vertrauen und Sicherheit im Internet“ steht unter www.divsi.de zum kostenlosen Download bereit oder kann als kostenfreie Druck-Ausgabe (164 Seiten) bei DIVSI angefordert werden.

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