Frankfurt am Main (ots) – Acht von zehn VDE-Mitgliedsunternehmen und Hochschulen der Elektro- und Informationstechnik sind überzeugt, dass E-Energy / Smart Grids wichtige Standortchancen eröffnen. Von dem Zusammenwachsen des Energie- und Verkehrsnetzes sagen dies knapp zwei Drittel. Allerdings sind die Erwartungen bezüglich des von der Bundesregierung geplanten Zeitkorridors für die Realisierung der Energiewende verhalten. Nur 20 Prozent glauben an die Durchdringung Deutschlands mit Smart Grids bis 2020, die Mehrheit (53 Prozent) erwartet die Realisierung erst bis 2025 und 27 Prozent sehen eine noch spätere Umsetzung. Dies ist insofern ernüchternd, als 73 Prozent Deutschland im internationalen Vergleich die größte Technikkompetenz und 45 Prozent die größten Chancen zur Realisierung des Smart Grid zusprechen. Darüber hinaus erkennen mehr als die Hälfte der Befragten im Smart Grid primär eine Voraussetzung zur weiteren Integration erneuerbarer Energie und fast ein Drittel ein weitreichendes technologisches Infrastrukturprojekt. Mehr als die Hälfte erwartet, dass Deutschland eine internationale Vorreiterrolle in Sachen IT-Sicherheit der Stromnetze spielt. Dies sind Ergebnisse des aktuellen VDE-Trendreports, einer Umfrage unter den 1.300 VDE-Mitgliedsunternehmen und Hochschulen
Kosteneinsparungen sehen wenige
Die größten gesamtwirtschaftlichen und gesellschaftlichen Potenziale von Smart Grids sehen 81 Prozent der Befragten in der Integration erneuerbarer Energien und drei Viertel in der effizienten Nutzung knapper Energieressourcen. Etwa jeder zweite Befragte nannte bei dieser Frage die Technologieführerschaft, den Umweltschutz und die Stärkung des Wirtschaftsstandorts. Kosteneinsparungen für alle Marktteilnehmer erwartet dagegen nur jeder Vierte. Gefragt nach dem Bereich mit den größten Potenziale beim Ausbau von Smart Grids, nannten 80 Prozent die Energieverteilung, jeweils knapp ein Drittel die Energieerzeugung, die Energieübertragung und den Energiemarkt. Das von 61 Prozent und damit mit Abstand am häufigsten genannte Hindernis für die Realisierung von Smart Grids sind die Investitionskosten. Auf Platz 2 und 3 folgen die Akzeptanz bei Kunden und international einheitliche Standards mit 42 bzw. 38 Prozent.
Wachsende Bedeutung der IT-Sicherheit von Energienetzen
Fast einhellig teilen die befragten Experten die Meinung, dass die Stromnetze in Zukunft noch stärker von Informationstechnik durchdrungen sein werden. 97 Prozent sind dieser Ansicht. Dass das Risiko von IT-Ausfällen und IT-Angriffen, die auch Auswirkungen auf die funktionale Sicherheit der Stromnetze haben können, durch die informationstechnische Öffnung der Stromnetze zunimmt, glauben drei Viertel. Nahezu ebenso viele erwarten, dass der informationstechnische Schutz der Stromnetze in Zukunft eine große gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedeutung gewinnen wird. Dass das Thema IT-Sicherheit in Deutschland überbewertet ist, glaubt nicht einmal jeder Fünfte. Auf die Frage, welche Bereiche im Hinblick auf IT-Sicherheit besonders gefährdet sind, nannten 49 Prozent „Smart Home“ und jeweils etwas mehr als ein Drittel „Smart Grid“ und „Smart Metering“.
Ausbildung nicht ausreichend auf Smart Grid vorbereitet
Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass insbesondere die Ausbildungsbetriebe, Berufsschulen und Berufsakademien nicht gut auf die Herausforderungen des Themas Smart Grid vorbereitet sind. 90 Prozent der Befragten sind dieser Ansicht. Über die Hochschullehre sagen das 73 Prozent. Etwas besser schneidet die Hochschulforschung ab. Doch auch hier beklagt mehr als die Hälfte Defizite.
Für die Redaktion: Der VDE-Trendreport 2012 basiert auf einer Umfrage unter den 1.300 VDE-Mitgliedsunternehmen sowie unter Hochschullehrern der Elektro- und Informationstechnik. Die Studie kann für 250 Euro im InfoCenter unter www.vde.com bestellt werden. Für VDE-Mitglieder ist sie kostenlos.
Über den VDE:
Der Verband der Elektrotechnik Elektronik und Informationstechnik (VDE) ist mit 36.000 Mitgliedern (davon 1.300 Unternehmen, 8.000 Studierende, 4.000 Young Professionals) und 1.100 Mitarbeitern einer der großen technisch-wissenschaftlichen Verbände Europas. Der VDE vereint Wissenschaft, Normung und Produktprüfung unter einem Dach. VDE-Tätigkeitsfelder sind der Technikwissenstransfer, die Forschungs- und Nachwuchsförderung der Schlüsseltechnologien Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik und ihrer Anwendungen. Die Sicherheit in der Elektrotechnik, die Erarbeitung anerkannter Regeln der Technik als nationale und internationale Normen, Prüfung und Zertifizierung von Geräten und Systemen sind weitere Schwerpunkte. Das VDE-Zeichen, das 63 Prozent der Bundesbürger kennen, gilt als Synonym für höchste Sicherheitsstandards. Die Technologiegebiete des VDE: Informationstechnik, Energietechnik, Medizintechnik, Mikroelektronik, Mikro- und Nanotechnik sowie Automation. Mehr Infos zum VDE unter: www.vde.com.
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