30 Schüler bereiten sich erstmals auf digitales Abitur vor
Neubeuern (ots) – Wenn heute in Bayern 1,72 Millionen Schülerinnen und Schüler wieder in ihre Klassenzimmer zurückkehren, sind auch 30 dabei, die im kommenden Frühjahr eine außergewöhnliche Hochschulreife ablegen werden: Mit Genehmigung des Kultusministeriums schreiben die Oberstufenschülerinnen und -schüler des Internatsgymnasiums Schloss Neubeuern im Landkreis Rosenheim ihre Abiturprüfungen im kommenden Mai und Juni nicht mehr auf Papier sondern mit Eingabestiften auf den Touchdisplays ihrer TabletPCs.
Tafeln und Hefte ab der neunten Klasse abgeschafft
Die Arbeit in der digitalen Lernumgebung „Digital Ink“ ist für die Jugendlichen nicht ungewohnt – bereits seit drei Jahren verzichten sie gemeinsam mit ihren Lehrkräften auf Kreidetafeln, Ordner, Schul- und Hausaufgabenhefte, Karteikarten und Notenblätter. Während an anderen Schulen zögerlich Computerräume eingerichtet, digitale Whiteboards getestet oder Schüler und Lehrer ihre Privat-Laptops stundenweise nutzen, werden in Neubeuern alle Unterrichtsmaterialien, Notizen, Termine, Tests, Noten, Hausaufgaben und Freizeitaktivitäten an persönlichen und modellgleichen PCs verwaltet, bearbeitet und mit Smartphones synchronisiert. In den Klassenzimmern stehen eigens entworfene, ergonomische Tische mit Docking-Stationen, in den Projekträumen ein schnelles, nach Bedarf freischaltbares Funknetzwerk zur Verfügung, hochauflösende 3D-Beamer werfen Tafelbilder an die Wand. Schüler und Lehrer können gemeinsam Dateien bearbeiten, die dann auch digital „eingesammelt“ werden. Ein Team professioneller EDV-Administratoren kümmert sich um die Infrastruktur.
Zeitgemäßes Lernen statt Lehrervortrag
„Es geht nicht darum, den Lehrer durch Wikipedia, Facebook und YouTube zu ersetzen oder Kinder mit ‚digitaler Demenz‘ heranzuziehen“, erklärt Jörg Müller, Stiftungsvorstand und Leiter der ersten papierlosen Schule Deutschlands. „Wir wollen dem klassischen Frontalunterricht ein kollaboratives und damit lernerfolgreicheres Konzept entgegensetzen, den Jugendlichen Medienkompetenz und objektive Inhaltsbewertung vermitteln sowie vollkommen neue didaktische Möglichkeiten eröffnen.“ Die Schüler lernen in Neubeuern ab der neunten Klasse vor allem auch Abläufe, Prozesse und Korrespondenzen digital zu planen und abzuwickeln. Einer zunehmenden Informationsflut begegnen sie durch systematisches Ordnen und Organisieren – „Hard Skills“, ohne die man heute im Studiums- und Berufsalltag nicht mehr auskommt. „Ganzheitliche Erziehung und bestmögliche Vorbereitung auf das Leben stehen bei uns im Vordergrund – mit Digital Ink werden es unsere Absolventen in Universität und Unternehmen wesentlich leichter haben“, so Müller.
Foto unter http://www.engel-zimmermann.de/wp-content/uploads/Abiturienten.jpg. Bildunterschrift: Anna, Eva und Timo werden ihr Abitur digital schreiben. Foto: Schloss Neubeuern.
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